Mit der Vereidigung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Januar 2025 betrachtet die ungarische Regierung diese Entwicklung als Wendepunkt in der internationalen Politik. Außen- und Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó bezeichnete die neue US-Administration als den Beginn einer „neuen Ära in der Weltpolitik“ und sieht darin die Möglichkeit, die ungarisch-amerikanischen Beziehungen nach einer Phase diplomatischer Spannungen auf eine neue Grundlage zu stellen. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ungarn und den USA seien zwar in den vergangenen Jahren trotz politischer Differenzen stabil geblieben, nun bestehe jedoch die Chance, diese durch eine diplomatische Annäherung weiter zu vertiefen.

Parallel dazu rückt die geopolitische Sicherheitslage Europas weiter in den Fokus. Szijjártó kritisierte die bisherige Sanktionspolitik der Europäischen Union, die seiner Ansicht nach der europäischen Wirtschaft mehr geschadet habe als der russischen und zu einem massiven Anstieg der Energiepreise geführt habe. Während Europa zwei- bis dreimal höhere Gaspreise und fünfmal höhere Ölpreise als die USA zahle, sei ein Ersatz für das bisherige Wirtschaftsmodell, das auf einer Kombination aus westlicher Hochtechnologie und günstiger Energie aus dem Osten beruhte, bislang nicht gefunden worden. In diesem Kontext erwarte Budapest, dass die USA unter der neuen Administration eine Neuausrichtung der transatlantischen Wirtschafts- und Sicherheitspolitik einleiten könnten.

Zsolt Németh, Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des ungarischen Parlaments, hob in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) außerdem hervor, dass sich mit der neuen US-Regierung die Chancen auf eine Beilegung des Ukraine-Konflikts erhöhen könnten. Eine Waffenruhe sowie Friedensgespräche seien greifbarer denn je. Die flexible Haltung der ukrainischen Regierung werde als positiver Faktor angesehen, mit der Hoffnung, dass auch Russland unter Wladimir Putin eine kooperativere Position einnehmen könnte.

In einer weiter gefassten Perspektive sieht Németh darüber hinaus eine zunehmende Bedeutung nationaler Souveränität und nationalstaatlicher Interessenvertretung im internationalen Kontext. Die neue US-Regierung bringe eine konservative Interpretation von Menschenrechten, Familienpolitik und Genderfragen, die in mehreren europäischen Staaten Zustimmung finde. Besonders die sich wandelnde US-Politik zu Migration und innerer Sicherheit könnte weitreichende Auswirkungen auf die europäische Debatte über Flüchtlings- und Einwanderungspolitik haben.

Ungarn beobachte diese Entwicklungen genau und sehe in der neuen geopolitischen Dynamik Chancen für eine Neupositionierung europäischer Staaten auf globaler Ebene. Die ungarische Regierung werde sich weiterhin für eine pragmatische und realistische Energie-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik einsetzen, um die nationale Souveränität zu stärken und internationale Stabilität zu fördern.